Baustellen, Kellerräume, Estriche, Gartenhäuser, Scheunen, Holzbeigen in Wäldern, Heustöcke, Industriedächer – kaum ein Ort, an dem die Tierschutzorganisation NetAP nicht schon Katzenmütter mit Babys hat einfangen müssen.
Doch während in den Jahren zuvor im Notfall immer noch irgendwo ein Platz für die Tiere gefunden werden konnte, sieht es in diesem Jahr ganz anders aus. «Wir haben über 100 Tierheime und Tierschutzorganisationen angefragt, ob sie noch Platz für wilde Katzenmütter mit Nachwuchs hätten, doch leider gab es nur Absagen», erklärt Esther Geisser, Präsidentin der Tierschutzorganisation NetAP.
«Wissen nicht mehr, wohin mit all den Tieren»
NetAP ist die einzige Organisation in der Schweiz, die mittlerweile fast in allen Kantonen direkt an der Front im Einsatz ist und täglich aktiv gegen das Katzenelend vorgeht. Meldungen über Katzenmütter, die irgendwo Nachwuchs bekommen haben und verschwinden sollen, gehen bei NetAP praktisch täglich ein. Doch inzwischen können keine neuen Fälle mehr angenommen werden. «Wir wissen wirklich nicht mehr, wohin mit all den Tieren», so Geisser.
Neben den fehlenden Plätzen kommt dazu, dass verwilderte Katzenmütter nicht ganz einfach im Handling seien und aus diesem Grund nicht irgendjemandem anvertraut werden könnten. Die Räumlichkeiten müssen ausbruchsicher sein. Selbst katzenerfahrene Menschen würden solche Katzenmütter oft unterschätzen. «Einmal kurz lüften und weg ist sie», erklärt Geisser. Sie würden sich zwar rasch an die Situation gewöhnen und seien sehr gute Mütter, aber trotzdem trauen sie den Menschen nicht und ergreifen bei der erstbesten Gelegenheit gerne die Flucht, wenn man ihnen diese ermöglicht.
NetAP hätte in diesem Sommer bereits ein Dutzend Mal für Dritte ausrücken müssen, weil verwilderte Katzen aus Pflegestellen geflohen seien. In zwei Fällen sind die Tiere sogar aus dem zweiten Stock gesprungen. Sie wieder einzufangen, kostet sehr viel Zeit und ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Deshalb ist NetAP darauf angewiesen, Katzenfamilien in erfahrene Hände geben zu können, wo man mit den speziellen Bedürfnissen der Tiere umgehen kann.
Keine Pflegeplätze – dafür Drohungen bei Nichtmitnahme
Sind die Katzenkinder alt genug, kann die Mutter in der Regel kastriert zurück in ihr Revier, sofern das möglich ist, oder es wird ein Platz auf einem Landwirtschaftsbetrieb oder Reiterhof gesucht, falls es einen solchen noch gibt. Die regelmässigen Aufrufe von NetAP zur Meldung solcher Plätze lösten leider auch von Seiten der Bauernverbände keinen wirklichen positiven Rücklauf aus.