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Kanton
21.06.2019
22.06.2019 05:32 Uhr

EINE FRAU UND SIEBEN MÄNNER

Die St.Galler Regierung: Das offizielle Bild.
Die St.Galler Regierung: Das offizielle Bild.
Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann ist neu Regierungspräsidentin des Kantons St.Gallen. Sie ist damit eine etwas «Gleichere unter Gleichen», wie George Orwell in «Animal Farm» über die Regierung der Tiere schrieb.

Diese Regierung hat heute zwei Bilder von sich selber veröffentlicht, quasi ein regierungsrätlich abgesegnete Selbstporträt. Fotografiert hat es die St.Galler Bildgestalterin Ladina Bischof.

Die obersten Politiker haben sich ein Spässchen erlaubt: Sie verbreiten öffentlich ein «offizielles» und ein «alternatives» Bild von sich selber.

Bei der Bildbetrachtung fällt auf: Es ist duster im Regierungszimmer. Nur von oben rechts kommt ein bescheidener Lichtstrahl. Der Absender wird nicht identifiziert.

Was ebenfalls auffällt: Es sind viele Männer abgebildet, was auch nach dem 14. Juni und dem «Frauenstreik» der Realität entspricht. Alle strahlen auf dem offiziellen Bild in die Kamera: Ein einig Volk von Gutmeinenden.

Eine andere Realität verrät das alternative Bild: Die Männer reden miteinander. Immer zwei und zwei und zwei. Die einzige Frau steht zwar in der Mitte, aber gleichzeitig Off Side.

Sie repräsentiert nach vorne ein nettes Bild, aber was in ihrem Rücken abgeht, bekommt sie vor lauter «ich erklär euch die Welt»-Attitüde kaum mit. Angehimmelt wird sie nur von Fredy Fässler, zufällig ihr SP-Parteikollege.

Die anderen – durchwegs Bürgerliche – sind nicht Teil dieser Repräsentation. Das alternative Bild eignet sich, in diesem Licht betrachtet, als Abbild der St.Galler Spitaldiskussion.

Die St.Galler Regierung auf dem Bild, welches sie selber als «alternative Variante» bezeichnet.

Was man der Regierung zugutehalten darf: Selten haben Herrschende so schonungslos den Widerspruch zwischen «Offiziell» und «Alternativ» oder zwischen Fassade und Realität gezeigt.

Mario Aldrovandi