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Schmerikon
13.03.2023
12.03.2023 14:28 Uhr

Nachhaltige Veränderung am Aabach

Aabach: Entwicklung Sohle und Vorländer im Unterlauf.
Aabach: Entwicklung Sohle und Vorländer im Unterlauf. Bild: Gemeindeblatt Schmerikon/Niederer + Pozzi
Januar und Februar 2023 erfolgte die 2.Etappe der Reprofilierung des nördlichen Ufers im Unterlauf des Aabachs. Auch Verbesserungen für die aquatischen Lebewesen wurden umgesetzt.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Mündungsbereich des Aabachs durch Verlängerung der Dämme um 400 m weiter nach Westen verlegt.
Dadurch sollte der Verlandung der Schmerkner Bucht durch den stetigen Geschiebeeintrag des Baches entgegengewirkt werden. Das gewählte Profil gleicht einem Trapez, so dass bei niedrigem und normalem Abfluss nur das eigentliche Flussbett beansprucht wird. Bei Unwettern und entsprechendem Hochwasser wird die gesamte Breite in Anspruch genommen und auch die «Vorländer» der Dämme geflutet.

Eine umfassende Sanierung erfolgte 1997. Seither wird zugelassen, dass sich im Mündungsbereich Kiesbänke entwickeln. Die über Jahrzehnte praktizierte stetige Kiesentnahme zur Gewinnung von Baurohstoff wurde eingestellt.

Periodische Abtragung von Ablagerungen

Bei jedem Hochwasser lagert sich auf den Vorländern Feinmaterial ab. Diese Ablagerungen führen in Verbindung mit der Verbuschung zu einer Abnahme des Fliessquerschnittes und beschränken damit den möglichen Hochwasserabfluss. In der Folge staut sich der Bach aufwärts und die Entlastung in das Umland findet bei geringeren Mengen statt, als es die ursprüngliche Dimensionierung vorsieht. Daher ist eine periodische Abtragung des Feinmaterials bei gleichzeitiger Entfernung der Ufervegetation unumgänglich und das planerische Profil (Reprofilierung) wird wiederhergestellt. Die letzte Intervention erfolgte 2007.

Die Abflusskapazität in diesem Bereich nahm stetig ab, was sich u.a. während des Hochwassers April 2014 durch Austritte unterhalb des Seebads nach rechts manifestierte. Stromaufwärts springt die Sollentlastung häufiger an, wodurch Wasser mit unerwünschtem Geschwemmsel und Nährstoffen in das Flachmoor von nationaler Bedeutung eingetragen wird. Zudem steigt die Verklausungsgefahr bei der gedeckten Holzbrücke. Im Ereignisfall ist das Industriegebiet Härti mit bedeutenden Schadenrisiken betroffen.

Wiederherstellung des ursprünglichen Profils

Das Ingenieurbüro Niederer + Pozzi Umwelt AG hat im Jahre 2019 ein entsprechendes Unterhaltsprojekt erarbeitet, um die Abflusskapazität mittels Reprofilierung (Abtrag der Sandablagerungen auf den Vorländern und teilweise im Sohlenbereich) wiederherzustellen. Die Zielgeometrie wurde aus den Ausführungsplänen des Wasserbauprojekts von Oeplan AG vom Jahre 1997 übernommen.

Das Unterhaltsprojekt wurde mit den Kantonalen Fachstellen (Amt für Natur, Jagd und Fischerei [ANJF]) vor Ort besprochen und unter Auflagen bewilligt. Wesentliche Bedingung war, dass die Reprofilierung in Etappen zu erfolgen hat. So wurde in einer ersten Etappe das linke, südliche Vorland im Februar/März 2020 reprofiliert.

Weil die vor Ausführung bestandenen Weidenstöcke entlang des linken Ufers deutlich über der Sollhöhe der Vorländer eingewachsen sind, mussten sie vollständig entfernt werden. Die Neubepflanzung erfolgte nach dem Abtrag mittels Spritzansaat (Magerwiesenmischung) und Weidenstecklingen.

Nachvollziehbare Vorbehalte der Fischereiverbände

Der bauliche Eingriff im Ufer- und teilweise im Sohlenbereich 2019/2020 führte zu einer temporären Beeinträchtigung des terrestrischen und
indirekt auch des aquatischen Lebensraums (Beschattung, Deckung). Die Fischereiverbände bekundeten nach Ausführung der Reprofilierung,
wegen der ohnehin bestehenden gewässerökologischen Defizite und der nun erhöhten Beeinträchtigung durch die auszuführenden Unterhaltsarbeiten, einen dringenden Handlungsbedarf.

Das nun in der 2. Etappe umgesetzte Konzept ist das Ergebnis einer Verständigung der beteiligten kantonalen und kommunalen Behörden mit den Fischereiverbänden.

Verbesserungen durch Steine, Holzpfähle und Wurzelstöcke

Eingebaut werden «Strukturen» wie Steine, Holzpfähle und Wurzelstöcke in den Wasserlauf, die zu einer Breitenvariabilität im Aabach führen. In Verbindung mit einer wechselseitigen Erstellung wird der Bach zur Bildung einer meandrierenden Wasserrinne innerhalb des monotonen flachen Bachbettes gezwungen. Gleichzeitig entstehen wichtige Rückzugsgebiete für Wassertiere. Hiermit verbessert sich die Längsvernetzung des Baches.

Hochwasserschutz grenzt Ausmass der Einbauten ein

Weil das Geschiebe- und Abflussregime des Aabachs bekanntermassen sehr sensibel auf Veränderungen der Strukturen reagiert, wurden die
vorgeschlagenen Massnahmen vorgängig bezüglich deren Auswirkungen auf den Hochwasserschutz und den Gewässerunterhalt überprüft. Die Niederer + Pozzi Umwelt AG überprüfte die Wirkung der Struktureinbauten und Uferbestockungen mit einem hydraulischen Modell und zeigte auf, in welchem Ausmass diese noch tolerierbar sind.

Die Kosten für die Reprofilierung trägt das Perimeter-Unternehmen Aabach-Talstrecke. Die Struktureinbauten gehen zu Lasten der Gemeinde; wobei der Kanton etwaige Beiträge in Aussicht gestellt hat. Die Fischereiverbände tragen mit «Manpower» für das Monitoring bei, welches durch Abfischen am 21. Oktober 2022 zur Ermittlung der Fischpopulation vor der Massnahmenumsetzung initiiert wurde. Nach der Umsetzung erfolgt eine Wiederholung im Sinne einer Erfolgskontrolle.

Gemeindeblatt Schmerikon