«Aus wie vielen Stoffen besteht der Zigarettenrauch?», fragt Tamara Gier-Urech in die Runde. Die Projektleiterin Gesundheitsförderung und Prävention der Lungenliga St.Gallen–Appenzell steht vor einer sechsten Klasse der Primarschule Riethüsli in St.Gallen.
Ein Schüler streckt seine Hand in die Höhe. «Aus zehn verschiedenen Stoffen», antwortet er und seine Pultnachbarin schätzt: «Fünfzehn.» Eine andere Schülerin glaubt, dass der Rauch einer Zigarette aus sieben unterschiedlichen Stoffen besteht.
Die Expertin klärt auf. «Es sind 7'000 verschiedene Stoffe», sagt sie. «Davon sind 250 giftig und von diesen wiederum 80 krebserregend.» Die Schülerinnen und Schüler staunen, als sie die Zahlen hören. «Dass im Zigarettenrauch so viele giftige Stoffe sind, hätte ich wirklich nicht gedacht», sagt der Sechstklässler Lou Hächler.
In vieler Hinsicht schädlich
Die Inhaltsstoffe einer Zigarette sind eines von mehreren Themen im Workshop «Dem Tabak auf der Spur», den die Lungenliga St.Gallen–Appenzell regelmässig in den Schulen durchführt. Der Workshop ist Teil der Tabakprävention an Schulen, die zum Tabakpräventionsprogramm des Kantons St.Gallen gehört.
Im Workshop lernen die Schülerinnen und Schüler zum einen, welche gesundheitlichen Folgen das Rauchen hat und wie Sucht entsteht. Zum anderen setzen sie sich mit weniger bekannten Aspekten der Tabakproduktion auseinander. Die Expertinnen der Lungenliga klären die Mädchen und Buben über die Auswirkungen des Tabakanbaus auf die Gesundheit und den Alltag der Tabakbauern und deren Familien sowie auf die Umwelt auf.
Für den Tabakanbau müssen beispielsweise grosse Waldgebiete gerodet werden. Er laugt zudem die Böden aus und verschlingt natürliche Ressourcen für das Bewässern und Trocknen. Aber nicht nur der Tabakanbau und dessen Verarbeitung sind schädlich für die Umwelt.
Auch die Zigarettenstummel stellen ein grosses Problem dar. Sie gehören zu jenen Abfallprodukten, die am häufigsten weggeworfen werden. Weltweit sind es 4,5 Billionen Zigarettenstummel jährlich. Die meisten Filter, bestehend aus biologisch schwer abbaubaren Kunststofffasern und vollgesogen mit Giften, landen in Wiesen, Wäldern und den Gewässern. Bis sich die kleinen Stummel abgebaut haben, dauert es zwischen 10 und 15 Jahren. Gemäss Experten gehören sie denn auch in den Sondermüll.
Frühzeitig sensibilisieren
Für Jolanda Welter Alker, Leiterin des Tabakpräventionsprogramms beim Amt für Gesundheitsvorsorge Kanton St.Gallen, ist es wichtig, mit der Tabakprävention bereits im Primarschulalter zu beginnen. «Unser Ziel ist es, einen Einstieg in den Tabakkonsum zu verhindern», sagt sie. «Deshalb müssen wir frühzeitig mit dem Sensibilisieren anfangen.»
So sieht es auch Marc Philippe, Leiter Gesundheitsförderung und Prävention der Lungenliga St.Gallen–Appenzell. «In diesem Alter haben die wenigsten schon einmal geraucht – und das soll auch so bleiben. Darauf fokussiert unsere Präventionsarbeit», sagt er. Bei den Fünft- und Sechstklässlern werden nebst der Gesundheit vor allem Aspekte wie Nachhaltigkeit, Littering und Kinderarbeit thematisiert. «Für viele können dies weitere sehr gute Gründe sein, nicht mit dem Rauchen anzufangen.»